Yoga in Bonn – ein aufregendes (Über-)Angebot für Yoga-Schüler
Neulich saß ich bei der Bonner Wirtschaftsförderung und unterhielt mich mit einem sehr freundlichen und kompetenten Herren über meine Gründung als selbstständige Hatha Yoga-Lehrerin in Bonn. Wir besprachen meinen Businessplan und wägten Chancen und Risiken ab; was man eben so tut, wenn es ernst wird und man den Sprung ins lauwarme Wasser wagt.
„Frau Beyer“, sagte er und räusperte sich bedeutungsvoll, „Sie sollten vorsichtig sein bei dem Vorhaben, sich im Krankheitsfall von anderen Lehrern vertreten zu lassen! Diese Lehrer könnten ihnen Schüler abwerben!“ Vor meinem inneren Auge flogen die beiden wunderbaren Yoga-Lehrerinnen vorbei, denen ich in Ausnahmefällen meine Schüler anvertraue und ich erwartete ein ungutes Gefühl, aber es kam keines auf.
Vielleicht mangelt es mir noch etwas an Unternehmergeist?
Ja, Bonn ist satt. In dieser Stadt gibt es einen unglaublich großen und breit gefächerten Yoga-Markt. Yogis haben hier die Qual der Wahl zwischen einigen sehr gefestigten, langjährigen Yogastudios, vielen kleinen und individuellen Yoga-Räumen, Open-Air-Yoga, VHS-Kursen, Yogakursen in Tanz- oder Fitnessstudios, Hebammenpraxen und Familienzentren. Und dank des Urban Sports Club, der seinen Abonnenten ermöglicht, an vielen verschiedenen Sportangeboten ohne Mitgliedschaft teilzunehmen, müssen sie sich noch nicht mal auf einen Anbieter festlegen.
Und dann komme ich daher. One-Woman-Yoga-Show. Neu auf dem Bonner Yoga-Markt, mit ein paar Flyern in der Hand. Ohne eigene Räumlichkeiten, ohne Online-Buchungs-Tool, ohne tägliche Social Media Posts. So gesehen … mir tropft der Angstschweiß von der Stirn.
Als mein Mann Christian vor zwei Jahren zu mir sagte: „weißt Du was, mach doch einfach mal Dein Ding! Mach doch einfach mal nur Yoga!“, habe ich ihn nicht ernst genommen. Es schien mir völlig unrealistisch, alleine von Yoga-Unterricht zu leben. Damals habe ich mich als „Eine von Vielen“ gesehen, die im großen Bonner Yoga Pool kaum Chancen haben wird, Fuß zu fassen.
Den ersten Kurs habe ich dann mehr aus Spaß ins Leben gerufen, den zweiten als willkommen Nebenverdienst. Nach einem Jahr waren es fünf Hatha Yoga-Kurse in der Woche. Im September werden es sieben sein.
Wie ist es dazu gekommen, wo ich die Idee, als selbstständige Yoga-Lehrerin zu arbeiten doch selbst nicht ernst genommen hatte? Woran liegt es, dass sich meine Yogakurse trotz meiner vermeintlich schlechten Aussichten füllten? Woran liegt es, dass ich bei dem Gespräch mit meinem Berater keine Angst vor Konkurrenz hatte?
Das liegt an mir.
Wer mich kennt, der weiß, dass mir Größenwahn fern liegt. Ich halte mich selbst nicht für die weltbeste Lehrerin und habe mit Sicherheit noch viel zu lernen. Aber was ich in meine Stunden hinein gebe, das bin ich, ganz authentisch. Mit all meiner Kreativität, die ich in jeden Stundenaufbau hinein gebe, meinem Anspruch, mich von Woche zu verbessern, mit meiner Herzlichkeit und meiner Freude über den guten Kontakt zu meinen Yoga-Schülern.
Alle Teilnehmerinnen, die ich seit meinem ersten Kurs kennenlernen durfte, sind geblieben, weil die Chemie stimmte, weil sie mich als Lehrerin mögen, meine Art zu Unterrichten ihnen gut tut oder weil sie sich einfach bei mir wohl fühlen.
Und ich glaube, darum geht es beim Yoga-Schüler-Yoga-Lehrer-Verhältnis: Es muss einfach passen. Und wenn ein Schüler nicht zu mir passt, oder ich nicht zu ihm, dann darf er weitersuchen, bis er seinen Lehrer gefunden hat.
Deswegen habe ich keine Angst vor Konkurrenz.
Ich möchte ja auch nicht „jemand anderes“ Schüler haben.
Ich möchte authentisch sein, meinem eigenen Stil treu bleiben und freue mich über jeden Yogi, der sich genau aus diesem Grund in meinem Unterricht gut aufgehoben fühlt.
Der Herr von der Wirtschaftsförderung mochte mich für altruistisch oder naiv halten. Doch ich packte meine Ellbogen einfach wieder ein und lächelte: „Wenn das so ist, dann ist das so. Aber ich glaube, das wird schon gut gehen.“