Herz über Kopf - unvernünftig oder intuitiv?
Warum ich zum „ungünstigesten“ Zeitpunkt eine zweite Yogalehrerausbildung beginne und was Du daraus lernen kannst
Offen gesagt: Yoga zu unterrichten macht glücklich, und nicht wahnsinnig reich. Yoga während eines Lockdowns (nur) online zu unterrichten, ist ein wirtschaftlicher Witz. Trotzdem starte ich in knapp einer Woche eine zusätzliche 300-Stunden-Yoga-Ausbildung, die ich mir objektiv betrachtet weder leisten kann noch „brauche“. Warum?
Das Vinyasa People Yoga Studio Bonn bietet in diesem Jahr eine Yoga-Ausbildung an, die sich gezielt an bereits ausgebildete Lehrer richtet. In diesen 300 Stunden wird das Wissen rund um die Themen Vinyasa-Yoga-Sequencing (Stundenkonzepte), Anatomie, Philosophie, Adjustments (Korrekturen), Pranayama (Atemtechniken) und Meditation vertieft. Darüber hinaus beinhaltet das Training eine komplette Yin-Yoga-Lehrer-Ausbildung. Als ich vor über einem Jahr davon erfuhr, wollte ich sofort mitmachen!
Und dann kamen die Stimmen aus dem Off …
Muss das wirklich sein?
Ja. :o). Ich will es nämlich unbedingt!
Ich bin einige Monate um dieses Thema herum schlawenzelt, ohne mich anzumelden. Ich habe nach günstigeren Alternativen und kürzeren Fortbildungen gesucht. Doch diese Ausbildung hat mich nicht losgelassen. So ist das mit Herzenswünschen, sie rufen Dich so lange, bis Du ihrem Ruf folgst.
Du denkst nur an Dich! Und was ist mit Deiner Familie?
Ja, meine Kinder jammern, wenn ich nicht da bin und für meinen Mann wäre es natürlich einfacher, wenn wir uns die Kinderbetreuung 24/7 teilen. Aber mein Mann hat auch den Wert für unsere Familie erkannt, wenn ich mich um mich selbst und um meine Karriere kümmern kann; ich bin zufriedener, entspannter und produktiver. Davon profitieren wir alle. (Happy Wife, happy life! sagt mein Mann ;o) Und nebenbei lernen meine Kinder, dass ich ein Eigenleben habe, dass ich meinen Beruf liebe und dass es ganz normal (und nicht „egoistisch“) ist, hin und wieder mal an sich selbst zu denken.
Das ist Geldverschwendung!
Diese Ausbildung ist eine Investition.
Ich investiere in die Qualität meiner Arbeit – und somit in Euch! Ich will Euch noch individueller anleiten und unterstützen. Ich will, dass jede meiner Teilnehmerinnen auf ihrem persönlichen Pfad und Niveau Yoga praktizieren kann. Ich will Euch jede Frage beantworten können, bis in anatomische und energetische Feinheiten hinein. Ich will, dass Ihr Euch zu jedem Zeitpunkt optimal betreut fühlt und Euch weiterentwickeln könnt.
Ich investiere in meine persönliche Weiterentwicklung – und somit in mich!
Durch das neue Wissen, die intensive Praxis und all die Herausforderungen während der Ausbildung, werde ich mich geistig und emotional weiterentwickeln. Ich bin mir selbst wichtig genug, diesen Nutzen wertzuschätzen.
Wir Menschen streben nach Fortschritt und lieben das Gefühl, hin und wieder über uns hinaus zu wachsen. Worin könnte Geld also besser angelegt sein als in uns selbst und unsere persönlichen und beruflichen Ziele?
Du hast doch schon eine 500-Stunden Yoga-Ausbildung gemacht!
Ja, es stimmt, dass ich bereits eine der umfassendsten Yoga-Ausbildung gemacht habe, die es in Deutschland gibt, gefolgt von zahlreichen Fortbildungen und Workshops.
Dennoch: Stillstand ist der Tod. Als ich in meinem Urberuf als Grafik-Designerin begann, mich auf meinem Wissen auszuruhen, war das der Anfang vom Ende: ich empfand keine Freude mehr, tat Dienst nach Vorschrift und die Qualität meiner Arbeit lies meine Kunden nicht unbedingt hochjubeln.
Über Yoga kann ich nie genug lernen! Alle Themen, die diese Ausbildung beinhaltet, beantworten viele der Fragen, die ich in meiner ersten Ausbildung nicht gestellt hatte. Ich war damals in einem anderen Lebensabschnitt, jünger und noch nicht bereit, so tief in den Kaninchenbau vorzubringen. Jetzt sind die Sehnsucht und die Leidenschaft umso größer. Damals habe ich Yoga unterrichtet, heute lebe ich Yoga – und will diese Ganzheitlichkeit in meinen Stunden weitergeben.
Wenn es knapp wird, musst Du Dein Geld zusammenhalten!
Wenn meine Kundinnen nach diesem Satz leben würden, hätte ich keine Yoga-Buchungen und keine Coachings mehr ;o) Den Fluss von Geld gänzlich zu stoppen, halte ich in unserer wirtschaftlichen Lage für eine Milchmädchenrechnung. Ich habe z.B. großes Interesse daran, dass das Vinyasa People Yoga Studio Bonn die Covid-Phase übersteht und ich auch in Zukunft an großartigen Yogastunden und Fortbildungen teilnehmen kann. Und nebenbei ist mir auch das Schicksal der Frauen hinter den Kulissen nicht egal, die genauso wie ich versuchen, ihren Traum zu leben. Daher: Support Your Local!
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Ok, das ist wohl der heikelste Punkt. Wenn ich nicht genug verdiene, wie soll ich das Training bezahlen? Hier kommt ein Faktor dazu, den ich über Jahre lernen musste: Vertrauen.
Meine NLP-Ausbildung hat ungefähr 8.500€ gekostet. Als ich im November 2018 damit begann, hatte ich bereits wegen der 350€ für das Schnupperwochenende (bei dem es eigentlich bleiben sollte) ein schlechtes Gewissen. Ich hatte damals keine Ahnung, wie ich die weiteren Module bezahlen sollte. Doch ich wusste – genau wie jetzt – dass diese Ausbildung NICHT zu machen, keine Option war.
Und das Geld „kam zu mir“. Es kamen stetig mehr Yoga-Anmeldungen rein und irgendwie schaffte ich es, die kompletten 8.500€ bis zum Ende der Ausbildung abzubezahlen.
Tja. Nun sind wir im Lockdown und die Uhren ticken anders. Meine Buchungen sind zurück gegangen und die Teilnahmen durch das Online-Format auch noch günstiger.
Doch ich bleibe auch dieses Mal im Vertrauen…
Was kannst Du also aus diesem Beitrag lernen?
Vielleicht hast Du Dich schon beim einen oder anderen Punkt wieder gefunden.
Denn es muss nicht gleich eine teure Yogalehrer-Ausbildung sein, um in Kontakt mit einschränkenden Glaubenssätzen zu kommen. Ich glaube, dass es uns allen schwerfällt, uns selbst etwas zu gönnen. Wir haben Schuldgefühle, wenn wir Geld (oder Zeit) in uns selbst investieren. Wir hadern damit, Entscheidungen FÜR die Veränderung zu treffen und bleiben lieber auf der sicheren Seite.
Und trotzdem sind da manchmal diese Wünsche, diese Rufe, die uns nicht loslassen. Diese kleinen oder großen Meilensteine auf unserem Weg, von denen wir tief in uns wissen, dass sie zu ignorieren keine Option ist.
Ich hoffe, dass mein Beispiel Dir dabei hilft, den Mut und das Vertrauen zu finden, Deinen innern „Ja, aber`s“ adäquat zu antworten und Deine Meilensteine zu setzen.